Wieder einmal war ich allein zu Hause. Kaa-san und Too-san waren mal wie immer auf Geschäftsreise und ich durfte zu Hause bleiben. Langsam glitt mein Blick zum Schwarzen Brett, das an der Wand hing. „Kaa-san, Too-san wann kommt ihr Heim? Ich muss was Wichtiges mit euch besprechen.“ „Diesen Monat geht es leider nicht. Kann das nicht warten Schatz?“ las ich laut vor. Nein, das kann nicht warten! Immer dieselbe Leier! Wir haben im Moment keine Zeit. Sag es uns am Wochenende. Doch jedes Mal hatten sie andere ausreden parat, um nicht mit mir reden zu müssen. Merken sie denn nicht, wie einsam ich bin? Langsam rannen mir Tränen von der Wange. Schnell wischte ich sie weg. „Ich brauch sie nicht. Ich komm auch ohne meine Eltern zurecht!“, murmelte ich leise. Dann wollen wir mal ins Bett. Ich tapste in mein Zimmer und zog mir meinen Pyjama an. Das Zimmer hatte ein schönes, weiches Bett, einen Schreibtisch mit einem Laptop darauf, einen großen Kleiderschrank und einen Flachbildfernseher. Danach knipste ich das Licht aus und lag mich in mein Bett. Nach einiger Zeit schlief ich dann ein. In der Nacht hatte ich einen seltsamen Traum. Ich war auf einer Blumenwiese. Aber wie immer war ich alleine. Auf einmal kam ein kleines Mädchen auf mich zu gerannt. Doch anstatt anzuhalten lief das Mädchen durch mich durch. Es lief mir eiskalt den Rücken runter. Plötzlich verschwamm alles und ich wachte auf. „Seltsamer Traum“, meinte ich und gähnte. Ich kratzte mich am Hinterkopf und blickte auf die Uhr. 8:30 Uhr. Oh Gott, in knapp einer halben Stunde beginnt die Schule! Ich muss mich beeilen! Ich rannte ins Bad und putze in Rekordgeschwindigkeit meine Zähne. Schnell zog ich meine Schuluniform an und bürstete mein Haar. Bei meiner Hast wäre ich beinahe die Treppe runtergefallen. Zum Glück konnte ich mich rechtzeitig am Geländer festhalten.
Nun aber hurtig! Ich rannte aus dem Haus und die Straße runter. Natürlich musste genau jede Ampel auf Rot springen, wenn ich über die Straße wollte. Egal, ich rannte was das Zeug hielt. Endlich kam das Schultor näher. Ich sprintete noch einmallos und schaffte er geradeso in die Schule. Schnell zog ich meine Hausschuhe an und rannte die Treppe nach oben, zum Klassenzimmer. Keuchend betrat ich den Raum. Zu meinem Glück war der Lehrer noch nicht da. „Oh Kiara selten, dass du so spät kommst. Aber gerade noch rechtzeitig geschafft“, meinte eine freundliche Stimme. Ein Mädchen mit schwarzen Haaren und weißem Haar reif stand vor mir. Suzume Mizuno, etwas schusselig, aber sehr nett. Sie ist die einzige, die sich mit mir abgeben will. Ob ich sie als Freundin bezeichnen kann, weiß ich nicht. Um ihr zu antworten nickte ich einfach nur und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Langsam setzte ich mich auf meinem Platz und blickte mich im Klassenzimmer um. Es hatte eine Tafel, einen Lehrerpult, ein paar Schränke und Tische und Stühle für die Schüler. Ich saß neben Takamine, der schlaueste neben Kaneko und mir. Er laß mal wieder in diesem komischen roten Buch. „Hey Takamine ist das Buch wirklich so interessant?“ fragte ich. Er schreckte hoch und blickte mich verwirrt an. „Oh hey Tayano, was ist?“ Ich kicherte. „Ich hab gefragt, ob das Buch wirklich so interessant ist.“ Daraufhin nickte er nur. „Ja, aber ich frage mich, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit ich etwas neues lesen kann“, murmelte er halb zu sich selbst. „Kriterien? Was neues lesen? Was redest du da?“ Manchmal denke ich, dass er seit einiger Zeit einen Knall hatte. „Äh, vergiss einfach was ich gesagt habe!“ rief er und wedelte nervös mit den Händen.
Sehr verdächtig! Ich glaube, er wusste was ichdachte, denn auf einmal sagte er: „Das ist ein ganz normales Buch, wirklich!“ Wenn er meint. Ich konnte nichts erwidern, denn auf einmal kam der Lehrer rein. Ein Mann mit Brille und Halbglatze. Sofort saßen alle Schüler auf ihren Plätzen und er begann mit der Anwesenheitskontrolle. Die erste Stunde hatten wir Mathe. Wir mussten irgendwelche Gleichungen ösen. Wie immer war Takamine der schnellste.Den Rest des Schultages passierte nichts Interessantes. Ab und zu starrte ich Gedankenverloren aus dem Fenster und dachte an Früher. Als ich noch klein war haben meine Eltern mir versprochen immer für mich da zu sein. >Von wegen!< rief ich in Gedanken. „Hey Tayano, was ist los?“ Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Die letzte Stunde war seit ein paar Sekunden zu Ende. Ist mir gar nicht aufgefallen. Es war Takamine, der mich ansprach. Er schaute mich besorgt an. Ich spürte, wie eine Träne meine Wange hinabrann. Schnell wischte ich sie weg. „Alles in Ordnung. Keine Sorge“ meinte ich und setzte wieder meine Fassade auf. Ich lächelte in freundlich an. Das schien er mir aber nicht so recht zu glauben, denn sein Blick wurde durchdringlicher. Gekonnt ignorierte ich ihn und schnappte mir meine Tasche. Soll ich jetzt bereits nach Hause gehen? Nein, da wartet sowieso keiner auf mich. Also stattete ich den Park noch einen Besuch ab. Ich lief die Kreuzung runter. Aber, jemand folgte mir. Schnell drehte ich mich um und rief: „Wer ist da?!“ Takamine blieb stehen. Er war derjenige, der mir gefolgt war. „Warum läufst du mit hinterher?“ Er blickte sich nervös um, schließlich meinte er: „Ich folge dir nicht, ich muss in dieselbe Richtung.“ Ja, klar. „Du wohnt in der entgegengesetzten Richtung.“ Er erschrak. „Mist, daran hatte ich gar nicht gedacht!“ meinte er zu sich selbst. Wusts ich´s doch. „Also, warum folgst du mir?“ Takamine wich meinem Blick aus. „Wer sagt, dass ich dir folge? Ich will zufälligerweise auch in diese Richtung!“ rief er nervös. Das Glaub ich ihm nicht. Wie auch immer. Ich drehte mich um und rannte diesmal. Endlich war ich im Park, aber völlig aus der Puste. In Sport war ich ja noch nie gut. Es war nicht viel los. Ein paar Kinder spielten an der Schaukel und am Klettergerüst. Ein kleiner Junge spielte im Sandkasten. Ich schlenderte zu meinem lieblingsbaum. Er lag ziemlich zentral im Park. Ich machte es mir gemütlich und fing an zu dösen. Schließlich schlief ich ein.
*
Warum geht sie in den Park und nicht nach Haus? Und wieso bin ich ihr überhaupt gefolgt? Vielleicht, weil ich wissen wollte, was heute mit Tayano los war. Sie ist unter dem Baum eingeschlafen. Ich schlich mich näher an sie heran. Sie sprach im Schlaf. „Kaa-san, Too-san“, murmelte sie. Ihre Eltern? Plötzlich fing sie an zu weinen. Ob sie einen Alptraum hat? „Ein Buch? Ich soll lesen… kann nur ein Wort lesen…“, stotterte sie. Ein Buch? Nur ein Wort lesbar? Ob ein Spellbuch gemeint ist. Plötzlich öffnete sie die Augen. Sie wischte ihre Tränen weg. Ich glaube es ist Zeit für mich zu gehen. Leichter gesagt, als getan. Ich musste natürlich auf einen Ast treten. Es knackte laut und Tayano wirbelte herum. „Kiyomaru Takamine!“ brüllte sie. Ich zuckte zusammen. „H-hey Tayano, du bist doch nicht sauer, dass ich dir gefolgt bin, oder?“ fragte ich ängstlich. „Du gibst also zu, dass du mir nachgelaufen bist!“ gab sie bissig zurück. Ich schlug mit meiner Hand auf meinen Mund. Mist, ich hab mich verplappert. „Es ist nicht so, wie du denkst!“ versuchte ich mich rauszureden. „Ach ja, wie ist es denn dann? Los, raus mit der Erklärung!“ wütete sie weiter. „Ich…“, weiter kam ich nicht. Ein Schrei durchschnitt die Luft. Was war das? Ein Mamodo? „Gash!“ rief ich. Gut, dass er im Sandkasten spielte. Kaum hörte er mich kam er schon angerannt. „Kiyomaru, hast du auch den Schrei gehört?“ fragte er aufgeregt. „Lass uns nachsehen, was los ist!“ rief ich. „Tayano du…“ Sie rannte bereits Richtung Schrei. Mist! Ich bedeutete Gash mir zu folgen. Kaum am Ort des Geschehens sahen wir ein Mädchen mir langen blonden Haaren. In ihren Händen hielt sie ein schwarzes Buch. Neben ihr stand ein Jugendlicher. Er hatte schwarze Haare und selbst seine Kleidung war schwarz. Kein Zweifel, das sind Sherry und Brago. Aber was machen sie hier? Am Boden vor den Beiden lag ein Mädchen mit lilafarbenem Haar. Sie umklammerte fest ein Spellbuch. Dann ist dieses Mädchen ein Mamodo. „Kiyomaru, was ist los? Wir müssen diesem Mädchen helfen!“ befahl mein Mamodo. „Warte! Dieses Mädchen ist wahrscheinlich ein Mamodo! Sie hat ein Spellbuch!“ Gash starrte mich fassungslos an.
„Aufhören! Sich einfach an kleinen Mädchen zu vergreifen, das ist verabscheuungswürdig“ rief Tayano. Sie umarmte das verletzte Mädchen, um sie so zu schützen. „Du weist nicht, worauf du dich da einlässt. Brago, Erba“, erklang Sherrys ruhige Stimme. Der Mamodo streckte seine Hand aus und davor formte sie eine Energiekugel. Verdammt, wenn ich jetzt nicht handle erwischt es auch Tayano! Ich holte mein Buch hervor und deutete mit meinen Fingern auf Bragos Energiekugel. Gash blickte sofort hin. „Zaker!“ Ein Blitz kam aus Gashs Mund und traf genau die Attacke. Überrascht und auch ein bisschen ängstlich blickte meine Klassenkameradin zu uns. „Mamodo und Bookkeeper des roten Buches, mischt euch nicht in unsere Angelegenheiten ein, ansonsten werdet ihr es bereuen.“ Sherry war immer noch die Ruhe in Person. Inzwischen hatten Gash und ich und schützend vor die beiden gestellt. „Vergiss es! Du hättest beinahe eine unbeteiligte verletzt!“ rief ich wütend. Der Kampf zwischen Mamodos ist eine Sache, aber jemanden mit hineinzuziehen, der nichts mit der Sache zu tun hat ist unverzeihlich! „Ließ das Buch“, stöhnte das angegriffene Mädchen. Tayano nickte schüchtern und nahm das Buch. Es fing an zu leuchten. Heist das sie ist der Bookkeeper?! „Warte…!“ begann ich, doch zu spät. Tayano laß das Buch „Ich kann nur ein Wort entziffern. Staremio!“ Mit letzter Kraft hob das kleine Mädchen ihren Arm und schoss Sterne. In letzter Sekunde konnten Gash und ich zur Seite springen. Brago stellte sich vor Sherry und blockte den Angriff mit seinen Händen. „Brago, wa…warum? Ich…Ich dachte…wir wären…Freunde.“ Erschöpft brach die kleine zusammen. „Gib mir das Buch und wir werden dich nicht verletzten!“ befahl Sherry. „Gibs ihr nicht!“ rief ich. Ich befahl noch einmal Zaker. Gash traf auf den Boden, sodass Staub aufgewirbelt wurde. Das war meine Chance. Schnell packte ich Tayano am Handgelenk und lief weg. Sie hielt immer noch das Mädchen und das Buch fest. Gash blieb in kleinen Abstand hinter uns, damit er notfalls noch einmal angreifen konnte. Ich riskierte einen Blick über die Schulter. Zu meiner Überraschung wurden wir von den zwei nicht verfolgt. Egal, wir müssen jetzt erst mal einen sicheren Ort finden. Bei mir zu Hause dürfte es sicher sein! Ich beschleunigte mein Tempo. Tayano wurde langsamer. Ihr ging die Puste aus. „Noch ein kleines Stück! Halte durch!“ ermutigte ich sie. Da! Mein Haus! Geschafft! Fast schon panisch sperrte ich auf und zog Tayano die Treppe hoch in mein Zimmer. „Endlich…geschafft“, keuchte ich und stütze mich auf meinen Oberschenkeln ab. „Gash…sind die beiden…in der Nähe?“ Der kleine roch kurz in der luft und schüttelte schließlich seinen Kopf. Gott sei Dank! „Takamine…du wirst…mir jetzt erklären…was es mit diesem Buch…auf sich hat!“ keuchte sie. Sie ist auf die Knie gefallen und atmete schwer. Das Spellbuch und das kleine Mädchen immer noch in den Armen. „In Ordnung. Leg die Kleine auf das Bett und setzt dich.“ Sie tat, wie ihr gewiesen und setzte sich vor mir auf den Boden. „Gash hol etwas um die wunden von ihr zu versorgen“, befahl ich und zeigte auf den Bewusstlosen Mamodo. Der Blondschopf nickte und ging aus meinem Zimmer. Abwartend starrte sie mich an. „Nun gut, da du nun auch in diesem Kampf verwickelt bist, werde ich dir alles erzählen. Neben unserer Welt gibt es noch eine andere Welt. Die Mamodo-World. Alle 1000 Jahre findet ein Kampf statt. Ein Kampf um den Thron der Mamodo-Wolrd. 100 Mamodos werden ausgewählt daran teilzunehmen. In unserer Welt suchen sie Menschliche Partner, die ihre Bücher lesen können. Wird ein Buch verbrannt verschwindet der Mamodo. Sie kämpfen so lange, bis nur noch ein paar übrig ist. Und der Mamodo diesen Paares wird der neue König.“ Sie hatte die ganze Zeit über die Augen geschlossen.
„Und warum kämpfst du?“ „Was?“ Sie hatte ihre Augen geöffnet und blickte mich intensiv an. „Ich möchte, dass Gash König wird. Wie du ja weißt habe ich, bevor ich ihn kennenlernte, die Schule geschwänzt. Du weißt auch den Grund dafür, nicht wahr? Und dank ihm, dank Gash weiß ich nun, wer ich wirklich bin. Er hat mir sehr geholfen.“ An früher zu denken ist schmerzhaft, doch dieses Ich habe ich nun hinter mir gelassen. „Und was für ein König möchte er werden?“ bohrte sie weiter. „Ein lieber König.“ „Ein lieber König?“ fragte sie verwirrt. „Ja. Weißt du, vor einiger Zeit haben wir ein Mädchen namens Kolulu getroffen. Sie war freundlich und nett, solange kein Spell ausgesprochen wurde. Wurde in ihrem Buch gelesen veränderte sich ihr Charakter. Sie wurde Brutal und Kampfeswütig. Nachdem wir ihr Spellbuch auf ihren Wunsch verbrannt hatten erzählte sie uns, dass Mamodos die nicht Kämpfen wollen eine andere Persönlichkeit aufgezwungen bekommen. Als Kolulu verschwand hatte Gash geschworen ein lieber König zu werden, damit diese sinnlosen Kämpfe ein Ende finden.“ Ich hatte meinen Blick gesenkt. Im selben Moment wurde die Tür aufgeschlagen. „Kiyomaru, da bin ich wieder!“ rief Gash. In seiner rechten Hand hatte er ein Schälchen mit Wasser und ein Tuch, in seiner anderen den Verbandskasten. „Gut, stell die Sachen auf meinen Schreibtisch.“ Er nickte und stellte die Sachen dort ab. Dann wollen wir doch mal. Zuerst reinigte ich die Wunden, danach verband ich sie. Eigentlich unnötig, da Verletzungen von Mamodos schneller als die von Menschen heilen. So, fertig. Die kleine fing an zu stöhnen und schlug die Augen auf. „Wo bin ich?“ fragte sie während sie sich aufrichtete. Als sie Gash sah, wirkte sie zunächst fröhlich, was sich schnell in Wut und Angst verwandelte. Wo bin ich?! Was ist passiert?! Seid ihr hier, um mein Buch zu verbrennen?!“ rief sie panisch. „Nein, wir wollen dir nur helfen“, versuchte Gash sie zu beruhigen. „Bleib wo du bist! In diesem Kampf sind wir Feinde, schon vergessen Heulsuse Gash!“ Voller Angst wich sie zurück. „Wir wollen nicht Kämpfen! Bitte beruhige dich!“ versuchte es nun auch Tayano. „Lüge! Ihr werdet mich angreifen, genauso wie Brago!“ schrie sie, mit Tränen erstickter Stimme. „Wenn sie dich wirklich hätten angreifen wollen, dann hätten sie dich nicht verarztet und ihr Buch schon längst hervorgeholt. Deshalb kannst du mir glauben, wir werden dir nichts tun.“
Ihre sanften Worte schienen sie zu beruhigen. Ihre Wut war verschwunden und sie klammerte sich ängstlich an Tayano. „Dann wird es jetzt wohl Zwit uns vorzustellen, oder? Ich bin Kiara. Kiara Tayano. Der Junge mit dem schwarzen Haar ist Kiyomaru Takamine und der kleine ist Gash Bell. Wie heißt du?“ Meine Klassenkameradin umarmte das Mädchen. Vorsichtig blickte sie zu Gah und dann zu mir, beor sie anfing: „Ich bin Yuna. Du…du bist mein Bookkeeper, stimmts?“